Reisebericht
2023
Die geplante Reise nach Burkina Faso konnte trotz einiger Sicherheitsbedenken Ende Januar 2023 gestartet werden. Zusammen mit meinem Enkel Marvin wurden wir am Flughafen in Ouaga von unserem Mitglied Karl Baumann abgeholt, der vor Ort – einmal mehr – alles wieder bestens organisiert hat. Insgesamt fühlten wir uns auf der gesamten Reise weder unsicher noch in unserer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Auf den Straßen gab es allerdings eine höhere Militärpräsenz und immer wieder wurden stationäre Sicherheitsposten gesichtet. Diese stellten für uns jedoch nichts Bedrohliches dar, ganz im Gegenteil. Nur durch ein enges Netz an Sicherheitskräften können terroristische Aktivitäten eingedämmt und die Bevölkerung wieder beruhigt werden.
Übergabe Brunnen
Im Mittelpunkt der Reise stand die Übergabe der im Jahr 2022 gebauten Tiefbrunnen sowie eine Abstimmung mit Terra Verde in Bezug auf weitere Tiefbrunnen-Standorte. Ferner wurde ein Vorstandsbeschluss umgesetzt, sowohl dem Kindergarten Louie als auch dem Behindertenheim in Ouaga jeweils 2.000,00€ für die Entlohnung von Betreuungs- und Lehrkräften sowie für Materialien zu übergeben.
Im Jahr 2022 wurde der Bau von fünf Tiefbrunnen in Auftrag gegeben. Leider konnten wir nur drei Tiefbrunnen-Standorte besuchen. Aus Sicherheitsgründen war die Region Nionikoudougo nicht anfahrbar – der Tiefbrunnen Nr. 11 ist dort jedoch in Betrieb. Der vorgesehene Tiefbrunnen in Gonse (Plan Nr.14) konnte noch nicht gebaut werden. Der Grund dafür, unser Tiefbrunnenbauer mit seinem Team wurden überfallen. Der Bauleiter selbst musste ins Krankenhaus eingeliefert werden und die Bohrgeräte und Fahrzeuge wurden von einem Terrorkommando mitgenommen bzw. teilweise zerstört. Der nächste Tiefbrunnen kann deshalb erst gebaut werden, wenn das Gerät ersetzt ist. Die Landesregierung in Ouaga möchte bei der Neubeschaffung Hilfestellung leisten und auch für eine schnelle Ersatzgestellung sorgen. Unser Tiefbrunnen Nr. 10 wurde in kleinem Kreis an die Verantwortlichen in der Region Boudtenga übergeben und auch der von unserem ersten Baumpaten Arno Schappacher gespendete Baum wurde neben dem Brunnen gepflanzt.
Eine große Veranstaltung wurde die Übergabe der Tiefbrunnen Nr. 12 und 13 in der Region Nagréongo. Zuerst gab es für unsere Delegation zusammen mit den Herren Landolt und Oumarou von Terra Verde (Projekt: Steine gegen Wüste) beim „Bürgermeister“ einen kleinen Empfang. Danach fuhren wir gemeinsam in das Buschgebiet zu den beiden Tiefbrunnen, welche im November 2022 in unmittelbarer räumlicher Nähe zueinander gebaut wurden. Grund dafür war die Ansiedlung von über 20.000 Binnen-Flüchtlingen mitten im Busch und dies ohne Wasser und ohne ausreichend Lebensmittel.
Der Übergabeakt selbst war geprägt von Musik und Tänzen aber auch von größter Dankbarkeit. Die beiden höchsten Würdenträger der gesamten Großregion – Saidou Bikienga und Boureima Congo – waren zusammen mit Tausenden von Menschen zur Übergabefeier erschienen. Auch die vom Baumpaten Daniel Suhm gespendeten Bäume wurden in unmittelbarer Brunnennähe gemeinsam mit Einheimischen und Flüchtlingen gepflanzt. Das Fernsehen berichtete in einer Nachrichtensendung mit Bildern von der Feier und auch der deutsche Botschafter in Ouagadougou, Dr. Andreas Pfaffernoschke, bedankte sich per Mail für die vorbildliche Aktion unseres Hilfsvereines und hat uns zu einem Besuch in die Botschaft eingeladen. Dieser Einladung werden wir bei unserer nächsten Reise nach Burkina Faso gerne Folge leisten.
Brunnenproblematik und aktuelle Lage
Zum Abschluss der Übergabefeier folgte noch ein Rundgang durch einen Teil des Flüchtlingscamps. Holzstangen mit alten Überwurfplanen bilden die Behausungen und dies ohne jede sanitäre und hygienische Einrichtung. Die beiden Tiefbrunnen sind täglich 24 Stunden im Einsatz und damit total überlastet. In den noch vor Ort geführten Gesprächen mit dem zwischenzeitlich wieder genesenen Bauleiter Gaston wurde nach einer Verbesserung der schwierigen Versorgungssituation gesucht. Letztlich einigte man sich darauf, dass an einer Brunnenanlage ein 10.000 Liter Hochbehälter mit Fotovoltaikanlage und Elektromotor sowie mit vier Wasserentnahmeleitungen errichtet wird. Die dafür notwendigen Mittel in Höhe von € 7.400,00 gab die Vorstandschaft in einer Eilentscheidung frei. Somit konnten die erforderlichen Bauteile umgehend bestellt werden. Die Bauarbeiten sind zwischenzeitlich angelaufen und wir können erwarten, dass die Anlage noch in diesem Monat an die Flüchtlinge übergeben werden kann. Hier bewahrheitet sich einmal mehr sehr eindrucksvoll unser Leitspruch für den Tiefbrunnenbau „Wasser ist Leben“.
Notwendigkeit von Wasser
Mit dem Wasser werden die Menschen mit lebensnotwendigen Mineralstoffen und Spurenelementen versorgt, die Nutztiere können getränkt und Lebensmittel angebaut werden. Somit hat dies für die Menschen in Burkina Faso, aber auch für uns, eine große Bedeutung. Der weitere Tiefbrunnenbau ist mehr als notwendig, und wir unternehmen alles, um Menschen in den Buschgebieten in Burkina Faso eine Bleibeperspektive zu verschaffen und Fluchtrisiken zu minimieren. Dies auch vor dem Hintergrund, dass vor dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Berlin ein Schild mit Aufschrift „Ein Leben in Würde, weltweit“ angebracht ist. Davon sind wir allerdings sehr, sehr weit entfernt, auch wenn von dem zuständigen Ministerium die Wichtigkeit der Unterstützung der Länder im „globalen Süden“ immer wieder unterstrichen wird. Im Grundsatz geschieht viel zu wenig und für die Folgen bezahlen wir zwischenzeitlich wesentlich höhere Beträge!