Reisebericht
2019

Die ehemalige französische Kolonie Obervolta – seit 1984 Burkina Faso mit einer Landfläche von 274.000 qkm und 20 Mio. Einwohnern, gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Einmal mehr war die Armut der Menschen in dem Land der „aufrichtigen Menschen“ eine besonders prägnante Reisefeststellung. Seit meinem letzten Besuch hat sich soweit feststellbar kaum sichtbares entwickelt. Auf der anderen Seite haben sich Gefährdungspotentiale, ausgelöst durch Gegner der Demokratie, vergrößert. Angeheizt durch ausländische Al Kaida-Scherken wurden vielfach bürgerkriegsähnliche Konflikte geschürt. Die brachten in einige Regionen, vor allem in den Ausläufern der Sahelzone (Ufer des Sandmeeres) in den Grenzgebieten zu Mali und Niger Tod und noch größeres Elend. Bemerkenswert ist dennoch, dass die Bevölkerung in den anderen Regionen des Landes die Hoffnung auf eine Verbesserung der unsäglichen Lebensumstände noch nicht verloren hat.

Tiefbrunnen 

Der eigentliche Reisegrund bestand in der Übergabe des von den Spendern, Unterstützern und Mitgliedern des Hilfsvereines Burkina-Faso-Supporter e.V. finanzierten zweiten Tiefbrunnen in der Region Nassoulou. Mit der Vorort-Unterstützung der Franziskaner-Missionsstationen in Koudougou, Sabou und Nassoulou konnte am 21. August 2018 ein erster Tiefbrunnen hergestellt und 650 Menschen sauberes Trinkwasser zur Verfügung gestellt werden.
Am Sonntag, 13. Januar 2019 konnte unsere Delegation mit Karl und Regina Baumann, deren Sohn Andreas, dem Unternehmer Roberto Koudougou aus Ouaga, einem Mitglied der Deutsch-Burkinische Freundschaftsgesellschaft Yamba Frank Kanbou, Frau Edwige Kam und dem Tiefbauunternehmer Gaston Dembele – dessen Unternehmen die bisherigen beiden Brunnen, mit schweren Baugeräten hergestellt hat, an der feierlichen Brunnenübergabe teilnehmen.

Bereits um 6 Uhr Früh brach die Delegation in der Hauptstadt auf um pünktlich zum Beginn des Festaktes am Brunnen II anwesend zu sein. Trotz einer schwierigen Fahrt über unbefestigte, von der Regenzeit gezeichnete schmale Holperpisten, welche für einen normalen PKW unpassierbar gewesen wären, gelang es rechtzeitig vor 9 Uhr in Vi anzukommen.
Ein Großteil der 1000 Menschen welche in der großflächigen, völlig unerschlossenen Gemeinde Vi in einfachsten Verhältnissen leben, haben sich zu Fuß oder mit alten Fahrrädern auf den Weg zum neuerbauten Brunnen gemacht. So begann eine eindrucksvolle Feier, welche mit einem Gottesdienst begann, in der Einweihung des Brunnens einen weiteren Höhepunkt erlebte und schließlich in ein großes Fest für Kinder, Frauen und Männer überging.

Welche Bedeutung das Trinkwasser in diesem Fall aus 65 Meter Tiefe für die Menschen hat, kann nur erkennen, wer die Möglichkeit der bisherigen Wasserqualität gesehen hat. Ein Wasserlauf, welcher gelbgefärbtes, schmutziges Wasser aus der Regenzeit führt, war die bislang einzige Möglichkeit um überhaupt an Wasser zu kommen. Dass die Menschen, vornehmlich die Kinder davon schlimme Krankheiten davon trugen, war die logische Folge.

Brunnenbau in Burkina Faso
Einwohner Burkina Fasos
Vorstandsvorsitzender Rudolf Seiler in Burkina Faso

Kindergarten und Schule

Schulprojekte welche vielfach durch deutsche Hilfsvereine unterstützt und gefördert werden entwickeln sich weiter gut, soweit diese nicht durch kriegerische Auseinandersetzungen in ihrer Arbeit behindert werden. In Koudougou konnte ein Kindergarten mit angeschlossener Grundschule besichtigt werden. Die einheimischen Schulleiter der vorzüglich sauberen Einrichtung für über 200 Kinder – Sophie und Michel Kabrè führte unsere Reisedelegation durch die Klassenzimmer in welchen jeweils bis zu 50 Kinder betreut und unterrichtet werden. Soweit die finanziellen Mittel vorhanden sind, erhalten die Kinder auch eine Speisung, der Unterricht ist dank der deutschen Unterstützung kostenfrei.
Diese Einrichtung ist seit vielen Jahren beispielgebend für eine nachhaltige Unterstützung und Förderung von Kindern und jungen Menschen. Unter dem Projektnamen TIKATO ist u.a. das Ehepaar Irene und Rainer Schatz aus Asslar Motor und Ideengeber für diese wichtige Förderung.

Burkinaben mit einem Ball

Hilfsgüter

Ein weiterer Besuchsgrund lag in der Verteilung von Hilfsgütern welche im November 2018 in Berghaupten und Gengenbach gesammelt wurden. Die Waren wurden mit einem 7,5-Tonner in Hamburg verschifft. Kurz nach Weihnachten kam der LKW im Hafen Tema in Ghana an. Gerade noch rechtzeitig konnten die Fahrer mit dem Fahrzeug am Sonntagabend in Ouaga eintreffen, so dass am Montag, 14. Januar die Verteilung von Kleidung, Schuhen, Sportartikeln, Spiel- und Schreibwaren, einer großen Trommel, sowie eines Kicker-Automaten an die Bedürftigen im Raum Nassoulou vorgenommen werden konnte.

Handwerk

Mit 30 großen in Burkina Faso handwerklich gefertigten bunten Einkaufstaschen, welche bei unseren Veranstaltungen zum Kauf angeboten werden und deren Verkaufserlös wieder Menschen in Burkina zu Gute kommt, ging es am späten Abend mit der Brüssel-Airline und der Lufthansa zurück nach Frankfurt wo gerade ein Streik des Sicherheitspersonals den abgehenden Flugverkehr lahmlegte. Bei dem Streik ging es natürlich nicht um Verbesserungen für die 3. Welt, sondern darum, dass der Stundenlohn der Streikenden von 17,00 auf 20,00 €/Stunde angehoben wird, während das durchschnittliche Einkommen in Burkina Faso bei ca. € 60,00/Monat liegt!